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Rakete Rinnzekete … irgendwas mit DADA.

Rakete Rinnzekete LogoUnser immer noch aktuelles Programm!

Premiere: war am 23.11.2019 im Jungen Theater Forchheim, Wiederaufnahme am

19.05.2023 ebenda.

Worum gehts?

Die 10er/20er Jahre des letzten Jahrhunderts waren – auch und gerade künstlerisch gesehen – eine Zeit des Aufbruchs, der Revolutionen, der radikalen Änderungen. Wir spannen einen literarischen Bogen von den Expressionisten über die Futuristen bis hin zum Dada – mit Texten von Joachim Ringelnatz, Georg Trakl, F.T. Marinetti, Luigi Russolo, Kurt Schwitters etc. etc.

Das Plakat. Design: Olli Lotz
Das Plakat. Design: Olli Lotz

Musikalisch bedienen wir uns an einer anderen, nicht weniger umwälzenden Epoche: Den 68er Jahren und deren Folgen. Pink Floyd, Frank Zappa, Kraftwerk et al öffneten die kollektiven Ohren für bis dahin Unge/erhörtes. Wir sehen uns durchaus in dieser Tradition, verbinden wir doch Weltliteratur mit Musik wie sie auf „konventionellen Dichterlesungen“ nie gespielt wird. Energetische Rockpassagen wechseln mit traum- oder auch alptraumhaften Klängen, Robotermusik und Anleihen an Russolos Geräuschkunst sorgen für ein außergewöhnliches Erlebnis.

Abgerundet wird das Programm durch eine wie immer fantastische Lightshow von Martin Wohlleib (Starlight Design) und Auftritten von Gastmusikern.

Rakete was …?

„Rakete Rinnzekete“ ist ein Kurzzitat aus Kurt Schwitters‘ Lautgedicht „Ursonate„. Haben wir inzwischen auch ins Programm eingearbeitet.

Programm

Die Zeit:

  1. Deutsche Sommernacht: Zum Einstieg etwas über die Befindlichkeit des wohlhabenden Teils der Bevölkerung, in einer melodiösen Bass- und Gitarrenlinie über gegenläufigen und arhythmischen Schlagzeugfiguren
  2. Worte eines durchfallkranken Stellungslosen in einen Waschkübel gesprochen: Im Kontrast dazu die Gefühle eines verarmten und verzweifelten Gesellschaftsmitglieds, interpretiert in einer klassisch rockigen Songstruktur mit Jazz- und Hiphop-Einsprengseln.

1. Akt: Expressionismus

  1. Weltende: Jakob von Hoddis‘ populärster Text zuerst als gesprochener Kanon, anschließend als gesungener Choral, abschließend von allen Anwesenden gemeinsam gesungen.
  2. Vorstadt im Föhn: Georg Trakls dramatisches Stimmungsbild der verelendeten Stadtbevölkerung, verstärkt durch düstere Synthesizerklänge und dramatisierende Akzente von Schlagzeug und Bass gipfelt in einer abseitig wummernden Version von „An der schönen blauen Donau“
  3. Zu Dir: Ringelnatz‘ LIebeserklärung an seine Frau hört sich zunächst wie die Beschreibung einer Flucht an, wie in vielen seiner Gedichte „dreht“ sich die Bedeutung am Ende, passend zur Musik;-)

2. Akt: Futurismus

  1. An das Rennautomobil: Marinetti zeigt sich in diesem Text ungewohnt poetisch; somit wechselt auch die Musik zwischen verstörenden Synthesizerklängen und Harmonien hin und her. Zum Ende kommt es zu einer dem Text entsprechenden finalen Beschleunigung.
  2. Manifest der Geräuschkunst – das Spital der blutleeren Töne: Russolos Furor gegen die klassische Musik wird nach einem schleppendem Beginn mit rekursiv-nervtötenden Phrasen im zweiten Teil angemessen instrumental abgebildet: eine echter musikalischer Shitstorm, um die Gegenwartssprache zu bemühen. Nix für schwache Gemüter!
  3. Die neuen Fernen: unser Lieblingsautor sinniert ebenfalls über Utopien, kommt aber zu ganz anderen Ergebnissen als seine italienischen Hardliner-Kollegen, entsprechend gerät auch die Musik ganz anders: sphärisch und getragen.

Pause

– das harte Brot der Kunst mit einem kühlen Bier erweichen –

3. Akt: Dada/Merz/fränkischer Dada

  1. Anna Blume: Kurt Schwitters on Stereoids! Ein Metal-Intro führt zum Dreivierteltakt; Trommelwirbel und Tusch enden in einem an Serge Gainsbourgs „Je t’aime“ erinnernden Schieber: so bildet sich Dada in der Musik des Golden Deutsch Trio ab …
  2. Die Chinesen: Symphonische Dichtung von Luitpold Breitenstreiter. Ein weiteres Werk des fränkischen Dada mit wagneresken Anklängen in zeitaktuellem Arrangement.
  3. Rakete Rinnzekete: Auszüge aus Kurt Schwitters‘ Ursonate kommen in Verbindung mit Funk und Swing im Stil der 80er daher.
  4. Silvester bei den Kannibalen: Ringelnatz als Dadaist lässt sich über die kulinarische Zubereitung von Kindern aus, da können sich auch Texter im Genre des Death Metal noch eine Scheibe abschneiden.
  5. Balle Balle Knalle: Das Beste zum Schluss! Die Welturaufführung eines verschollen geglaubten Hauptwerks des fränkischen Dada! Geschmeidiger Funk mit dreivierteltakt Einschüben, Zwie- bis Vierfachem und zum Ende aberwitziger Gypsy Jazz. Accelerantissimo!!

Die Mitwirkenden:

Bilder von der 1. Probenklausur

Am 12./13. Mai 2019 trafen wir uns im Loft, um

  1. das Programm festzuklopfen,
  2. die Entwicklung der Bühnenlandschaft unter realen Bedingungen zu testen und
  3. letztlich alles mal in einem Rutsch durchzuspielen, damit wir mal wissen wie lange das alles dauert (mit Pause knapp 2 Stunden).

Und, nicht zu vergessen, wir mussten mit Lorenz Deutsch die „Zwischenspiele“ a.k.a. „Triadische Jonglage“ diskutieren. Ein sehr aufschlussreiches Wochenende! Das Programm steht jetzt, und langsam wird es auch realistisch, d.h. umsetzbar im Rahmen des Jungen Theaters.

Live-Mitschnitte von der Probenklausur (Auswahl)

Exklusiv: Mit allen Fehlern!! Und der Sound war uns auch egal, es ging ja um was anderes. Trotzdem: sehr schön (finden wir!) …

Deutsche Sommernacht (GDT/Ringelnatz)

Intro: „Futurismus“ (GDT/Marinetti)

Ich habe Dich so lieb (GDT/Ringelnatz)

Ode an das Rennautomobil (GDT/Russolo)